Sehr geehrte Mitglieder des Kreistages,
sie haben in der nächsten Kreistagssitzung über eine Petition zur Schaffung einer Gesamtschule im Norden des Landkreises Teltow-Fläming zu befinden.
Und obwohl ich diese Petition als Privatperson gestartet habe, hat die Kreisverwaltung in ihrer Antwort bewusst darauf hingewiesen, dass ich dies als Abgeordneter tue. Der Bildungsausschuss hat teilweise auf Grund der vorliegenden Information und auch aus ideologischen Gründen die Petition zur Ablehnung empfohlen.
Ich möchte Sie mit diesem Schreiben auf einige Fakten hinweisen und gleichzeitig Sie aufrufen der Petition zuzustimmen.
Und um etwas Klarheit zu schaffen, schreibe ich Ihnen diese Zeilen:
Zu erst bleibt als Vorbemerkung festzustellen, dass ich von mehreren Eltern angesprochen wurde die diese Schulform für notwendig und für ihr Kind als wünschenswert betrachten. Dass Eltern dies wollen, kann man denen nicht vorwerfen. Es ist betrüblich, dass diese Eltern sich nicht selber trauen eine Petition einzubringen, sondern mich bitten dies zu tun.
Begründet haben das die Eltern mit der Angst um die Zukunftschancen ihrer Kinder, weil die Eltern Nachteile befürchten.
Dies allein, unabhängig vom Inhalt, sollte uns als Kreistagsmitglieder zu denken geben, wie das staatliche Schulamt, aber auch das Amt für Bildung in unserem Landkreis mit berechtigten Sorgen von Erziehungsberechtigten umgegangen wird.
Das sich die Kritik an der Petition sich jetzt auf mich als Einreicher fokussiert, ist eher ein Zeichen, dass die Eltern vielleicht doch richtig gehandelt haben.
Doch bleiben wir bei den Fakten, die von der Kreisverwaltung nur teilweise wieder gegeben werden:
Bereits 2011 wurden Gespräche mit dem staatlichen Schulamt und des Amtes für Bildung geführt. Anwesend waren jeweils die Amtsleiter bzw die leitende Schulräte, sowie der Bürgermeister Carl Ahlgrimm der Gemeinde Großbeeren und ich (aus diesem Grund haben die Eltern mich auch angesprochen). Hier wurde auf die seit Jahren bestehende Situation hingewiesen, dass diese Schulformen hier im Norden des Landkreises fehlt und zur Zeit (also seit 2011) man laut Aussage des Amtes für Bildung, „gut damit leben kann, dass die Nachbarlandkreise, hier insbesondere Potsdam-Mittelmark, die Funktion dem Landkreis Teltow-Fläming abnehmen.“
Sämtliche Zahlen sind durch Nachfragen bei den betroffenen Gemeinden beleg- und nachvollziehbar. Die Aussagen entstammen den Befragungen der betroffenen Schulleiter.
Durch Zuzug steigen die Schülerzahlen oberhalb der statistischen Landeserhebungen. Hier ein Beispiel: Ein Geburtsjahrgang hat 25 Kinder, durch Zuzug steigt diese Zahl zur Einschulung Grundschule auf 50 Kinder, die sich in der Grundschulzeit erneut erhöht, so dass die Klassengrößen bedenklich groß werden. Zum Übergang zur Oberschule bzw Gymnasium sind die Schüler auf 75 angewachsen. Diese Entwicklung hat sich in den letzten Jahren, in schöner Regelmäßigkeit, wiederholt.
Die Grundschulen haben dank ihrer Qualität zumeist eine Quote von Schülern die danach das Gymnasium besuchen von 40 bis 60 Prozent. (Aktuelles Beispiel: Im Schuljahr 2016/2017 haben von 67 Schülern der Grundschule Großbeeren 35 Schüler eine Bildungsgangempfehlung zur Allgemeinen Hochschulreife erhalten.).
Viele Eltern wünschen sich für ihre Kinder eine bestmögliche Schulausbildung. Leider gibt es nicht das entsprechende Angebot, so dass die Schüler den Landkreis verlassen müssen. Unser Nachbarlandkreis Potsdam-Mittelmark wird übrigens bei ähnlichen Vorbedingungen eine weitere Gesamtschule schaffen (vergleiche hierzu https://www.teltow.de/aktuelles/news/neue-gesamtschule-soll-ab-schuljahr-20182019-starten.html)
Da die Plätze der Gesamtschule Dabendorf bereits durch die an Zossen angrenzenden Gemeinden und deren Schüler belegt werden, besteht in den Nordgemeinden die Möglichkeit leider nicht. Hier suchen sich die Eltern für ihre Kinder eine Schulausbildung außerhalb des Landkreises.
In manchen Jahrgängen gibt es zum Beispiel in der Gemeinde Großbeeren folgendes Bild: Bis zu 50 % gehen auf die umliegenden Gymnasien, der Rest halbiert sich auf die Oberschulen und auf die außerhalb des Landkreises liegenden Gesamtschulen.
Der Landkreis hat es jetzt über 10 Jahre versäumt das entsprechende Schulangebot zu schaffen. Dies kann mehrere Gründe haben. Ein Grund ist sicherlich, dass die betroffenen Gemeinden und Städte sich erst langwierig abstimmen müssen. Hier wird durch die Petenten eine Führungsrolle des Landkreises erwartet. Es war bisher leider kein politischer Wille des Kreistages zu erkennen, sich dieses Problem anzunehmen, da es in keinster Weise durch das entsprechende Fachamt allein die Notwendigkeit erkannt wurde.
In den Gesprächen wurde von Seiten der staatlichen Stellen auf die Kanalibisierung der Oberschulen hingewiesen, sollte eine der betroffenen Gemeinden diese Schulformen einrichten. So wäre die logische Konsequenz, dass die verbliebenen Oberschulen einen Abfluss an Schülern zu verzeichnen hätte, die die Existenz der Oberschule gefährden würde.
Es gehört zum politischen Diskurs dazu für Mehrheiten zu werben, dies möchte ich tun.
Bitte stimmen Sie der Petition zu.
Es ist das Vorrecht des Kreistages die Richtlinien der Politik für unseren Landkreis festzulegen und damit auch seine weitere Entwicklung positiv zu beeinflussen.
Ich rufe hier nochmal in Erinnerung,
… dass es genau diese Eltern sind, die durch ihre Steuern den Landkreis tragen..
… dass es zur Funktion des Landkreises gehört…
… dass genau mit der Trägerschaft der Schulen immer die Höhe der Kreisumlage begründet wird..
… dass wir uns um Lehrlingsnachwuchs und dem Wettbewerb um die Jugend nicht bemühen müssen, wenn wir die Jugendlichen außerhalb des Landkreises beschulen lassen.
… das jeder Kreistagsabgeordnete von der Kreisverwaltung erwarten kann, dass sie die Rahmenbedingungen in unserem Landkreis nachhaltig verbessern.
Um die Situation für unsere Schüler zu verbessern und damit unser Landkreis wettbewerbsfähig bleibt, bitte ich darum die Petition anzunehmen.
Ihr Dirk Steinhausen