Großbeeren. Lange Zeit prägte er das Bild des Großbeerener CDU-Ortsverbandes. Doch seit Anfang des Jahres gab es Probleme zwischen Dirk Steinhausen und der CDU-Fraktion des Ortes. Im März entschied sich diese für den Ausschluss ihres jahrelangen Ortsverbandsvorsitzenden. Ein knappes halbes Jahr später trat Steinhausen aus der CDU aus. Der BlickPunkt sprach mit dem Kommunalpolitiker über die wohl schwersten Monate in seiner politischen Laufbahn.
Blickpunkt: Herr Steinhausen, das Jahr begann nicht nur für Sie, sondern auch für die Gemeinde Großbeeren äußerst turbulent. Die Bürgermeisterwahl schlug hohe Wellen. Wie empfanden Sie ihren Ausschluss aus der CDU- Fraktion von Großbeeren?
Dirk Steinhausen: Mir wurde gesagt, dass die CDU-Fraktion nicht mehr mit mir zusammenarbeiten möchte. Auf die Frage nach dem „Warum“ bekam ich keine Antwort. Und das ist schon enttäuschend. Vor allem nachdem ich von 2007 bis 2017 Vorsitzender der CDU in Großbeeren war. 2017 gab ich den Vorsitz aus persönlichen Gründen ab, um mehr Zeit für meine Familie zu haben. Danach wurde mir vorgeworfen, dass ich mich zurückgezogen habe. Das ist alles schon etwas seltsam. Außerdem stehe ich für Grundüberzeugungen. Und gerade bei der Zusammenarbeit mit der Linkspartei bin ich da mit der CDU nicht einer Meinung und habe das Gefühl, dass Machtpositionen für manche wichtiger sind als Grundsätze.
Blickpunkt: Inwiefern steht die Bürgermeisterwahl im Zusammenhang mit Ihrem eigenen Ausschluss aus dem CDU-Ortsverband?
Dirk Steinhausen: Irgendwie wurde ich bei der Bürgermeisterwahl von den handelnden Personen plötzlich zu einer Haßfigur erklärt. Eventuell hängt das damit zusammen, dass ich mich früh gegen eine weitere Amtszeit von Bürgermeister Carl Ahlgrimm aussprach. Die CDU hat nach einem schlechten Wahlkampf den sicher geglaubten Bürgermeisterposten verloren. Nun haben wir eine Situation in Großbeeren, die so noch nie da war. Die Fronten sind verhärtet. Ich hätte nicht gedacht , dass sich die Protagonisten so aggressiv gegenüber stehen könnten. Denn auch in der Politik gibt es Regeln. Und eine heißt, auch mit Niederlagen korrekt umgehen zu können. Der Verlierer ist ein schlechter Verlierer aber der Gewinner hat vielleicht mit der Entlassung von drei Mitarbeitern in der Probezeit auch nicht gerade sensibel seine Amtszeit begonnen. Niemand bewegt sich jetzt mehr auf den anderen zu, es geht nur noch um persönliche Befindlichkeiten. Mit Sachpolitik hat das alles nichts mehr zu tun.
Blickpunkt: Der CDU -Kreisvorsitzende Danny Eichelbaum deutete nach Ihrem Austritt aus der CDU in der Presse indirekt an, Ihnen fehle es an Teamfähigkeit und Kompromißbereitschaft. Haben Sie mit Danny Eichelbaum darüber bereits persönlich gesprochen?
Dirk Steinhausen: Das waren nur Mutmaßungen, dass diese Worte als Kritik an meine Person gerichtet waren. Neben meinen Aufgaben in Großbeeren war ich 5 Jahre lang stellvertretender Fraktionsvorsitzender und 10 Jahre lang stellvertretender Kreisvorsitzender. Das geht nicht ohne Teamfähigkeit und Kompromißbereitschaft. Da möge sich also jeder seinen Teil denken.
Blickpunkt: Am vergangenen Montag sind Sie der CDU Kreistagsfraktion zuvorgekommen, die über Ihren Verbleib in der Fraktion beraten wollte. Sie haben die Kreistagsfraktion auf eigenen Wunsch verlassen. Warum?
Dirk Steinhausen: Nach meinem Parteiaustritt wurde ich von dem Fraktionsvorsitzenden Danny Eichelbaum aufgefordert, mich bis zur Anhörung am vergangenen Montag schriftlich zu erklären. Dies tat ich fristgemäß zeitgleich mit meinem Austritt aus der CDU-Kreistagsfraktion. Das geschah, weil ich auch weiterhin politisch aktiv sein möchte und es für mich, sollte ich erneut für den Kreistag kandidieren, bedeutet hätte, in direkter Konkurrenz zur CDU zu stehen. Das wäre merkwürdig ,wenn ich da noch Mitglied der CDU-Fraktion wäre.
Blickpunkt: Auf Ihrer Internetseite ist zu lesen, dass Sie mit einer Initiative „Wir für Großbeeren“ einen Neuanfang für mehr Sachpolitik und Bürgerbeteiligung starten möchten.
Dirk Steinhausen: Ich stellte mir die Frage, wie kann ich als Fraktionsloser weiter Politik machen? Kommunalpolitik macht Spaß – man kann etwas bewegen. Über mich wurde einmal geschrieben, ich wäre einer der aktivsten und profiliertesten Kommunalpolitiker. Das empfand ich als Kompliment und als Ansporn weiterzumachen. Und um weitermachen zu können, hatte ich die Idee der Gründung einer Initiative „Wir für Großbeeren“.
Blickpunkt: Was sind die Hauptziele von „Wir für Großbeeren“ und haben Sie schon Mitstreiter gefunden?
Dirk Steinhausen: Gestartet haben wir die Initiative mit fünf Leuten. Wir sind ein loses Bündnis, keine Partei. Nach meinem Austritt aus der CDU haben mich die Ereignisse förmlich überrannt. Ich bekomme Anfragen von vielen Leuten, mit denen ich gar nicht gerechnet habe, die sich aber aktiv in unsere Intiative einbringen wollen. Diese Initiative soll einfach für ein vernüftigeres Miteinander stehen. In der letzten Zeit hat mich einfach die Art und Weise des Umgangs zwischen den Fraktionen in Großbeeren immer mehr angewidert. Dabei war diese Abkehr von der Sachpolitik völlig untypisch für Großbeeren, die Gräben wurden immer tiefer. Ich bin der Meinung, wenn ich mich im Ort für ein politisches Amt zur Wahl gestellt habe, habe ich eine Verpflichtung den Bürgern gegenüber. Dazu stehe ich. Denn wenn es um Macht geht, habe ich festgestellt, vergessen viele ihre gute Kinderstube.
Blickpunkt: Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Wählerinitiative?
Dirk Steinhausen: Ende Mai 2019 möchten wir an den Kommunalwahlen teilnehmen. Wir haben keinen bundes- oder landespolitischen Ansatz. Das spiegelt sich schon im Namen wider. Wir sind breiter aufgestellt als jede Partei. Die letzten Monate haben mir gezeigt, dass der Anteil der Menschen, die Sachpolitik und Eigeninteressen nicht trennen können, größer geworden ist. Unsere Wählerinitiative möchte nur Sachpolitik für unsere Heimat machen. Am 19. September trafen sich 12 Interessierte zu einem Kennenlern-Stammtisch. Demnächst geht die Internetseite „Wir für Großbeeren“ online. Dort werden weitere Termine für Zusammenkünfte veröffentlicht.