Dank neuer Gesetze und EU-Fördermittel soll es mehr freie Internetzugänge in der Region geben
Die Hotspots werden sehr gut angenommen.
Dahmeland-Fläming. Wenn es um frei zugängliche, kostenlose und öffentliche Internet-Hotspots geht, ist Deutschland ein weißer Fleck auf der Europakarte. Das zeigt sich auch in der Region Dahmeland-Fläming. Auf MAZ-Nachfrage gab bislang nur die Stadt Luckenwalde an, im Stadtgebiet bereits kostenloses und frei zugängliches Wlan anzubieten. Das wird sich mittelfristig wahrscheinlich ändern: Die meisten Kommunen denken aktuell darüber nach, in nächster Zeit öffentliche Wlan-Hotspots anzubieten.
Peter Mann, Leiter Stadtplanungsamt Luckenwalde
Luckenwalde hat gute Erfahrungen gesammelt. Wie Stadtplanungsamtsleiter Peter Mann erläutert, gibt es derzeit drei Wlan-Hotspots auf dem Boulevard. Dort ist es möglich, sich jeweils für eine Stunde am Tag kostenfrei einzuloggen. Die Zugänge wurden im April 2016 bereitgestellt, um die Attraktivität des Boulevards im Rahmen der Sanierungsarbeiten zu steigern. Zudem ist ein freier Zugang in der Bibliothek vorhanden. „Die Hotspots werden sehr gut angenommen“, sagt Peter Mann. „Viele Nutzer tricksen auch und wechseln von einem zum anderen – so können sie insgesamt drei Stunden am Tag kostenlos im Internet surfen.“ Die Hochphase der Nutzung gab es 2016, als noch viele Flüchtlinge in der Stadt lebten. Unter ihnen hatte es sich schnell herumgesprochen, dass es auf dem Boulevard freies Internet gibt. Auch die Luckenwalder nehmen das Angebot gerne in Anspruch.
Schwierig sei zunächst die Haftungsfrage gewesen. Denn bis zum neuen Wlan-Gesetz, das der Bundestag in diesem Juni verabschiedete, haben die Anbieter noch selbst für illegale Handlungen der Netznutzer gehaftet. Deshalb hatte sich die Stadt Luckenwalde dafür entschieden, einen vergleichsweise teuren Vertrag bei der Telekom zu buchen, mit dem sie von der Haftungsfrage entlastet wurden. Die Stadt kostet das Internetangebot derzeit 3000 Euro pro Jahr. Ohne die zeitliche Begrenzung der Nutzung wäre es noch teurer.
Die hohen Kosten durch die Tarife mit Haftungsausschluss seitens der Telekommunikationsanbieter sind ein Grund dafür, dass bislang nur wenige Kommunen in Deutschland ein Angebot wie in Luckenwalde bereitstellten. Das könnte sich jetzt ändern. Denn mit dem neuen Wlan-Gesetz wird die Störerhaftung für Anbieter abgeschafft. Sie haften dadurch nicht mehr für illegale Handlungen im Internet durch Fremde . Außerdem verabschiedete das EU-Parlament jüngst die WIFI4EU-Initiative, mit der der Ausbau von öffentlichen Zugängen in der EU gefördert werden soll. Zwei Gründe dafür, dass Überlegungen zum kostenfreien, drahtlosen Internetausbau derzeit in mehreren Rathäusern anstehen.
Die EU-Förderung will unter anderem Trebbins Bürgermeister Thomas Berger (CDU) nutzen. Als Smartcity ist die Stadt in der Region weit vorn, wenn es um die digitale Entwicklung geht, einen offenen Internetzugang gibt es dennoch nicht. „Aktuell läuft bei uns ein Pilotprojekt auf dem Schulhof, der mit neuen, ans Internet angebundenen LED-Lampen ausgestattet wurde“, sagt Berger. Mithilfe einer Zugangskennung können sich Schüler und Lehrer dort einloggen. „Wenn das erfolgreich ist, wollen wir Wlan-Hotspots im Stadtgebiet ausbauen“, sagt Berger. Diese sollen dann frei zugänglich sein und mithilfe der EU-Förderung an zentralen Punkten am Markthaus, Clauerthaus, Gemeindezentrum Thyrow und dem Bauernmuseum Blankensee errichtet werden.
Im Gespräch sind offene Internet-Zugänge auch in Königs Wus-
terhausen, Mittenwalde, Ludwigsfelde. Wie Kevin Senft vom Stadtmarketing in Ludwigsfelde sagt, bieten freie Internetzugänge einen großen Mehrwert. „Wahrscheinlich wird das eher von den Jüngeren genutzt, aber es ist für alle attraktiv.“ Königs Wusterhausens Stadtsprecherin Katja Klinner berichtet, dass vor allem in der zentralen Bahnhofstraße Hotspots errichtet werden sollen. Es müssten allerdings noch die technischen Möglichkeiten überprüft werden. In Mittenwalde ist freies Wlan bereits in zwei Innenräumen verfügbar: Im Rathaus sowie im Haus des Gastes. An beiden Stellen wird es laut Bürgermeisterin Maja Buße (CDU) bislang hauptsächlich von Mitarbeitern benutzt.
Ansonsten gibt es offene Netzwerke vor allem von Privatbetreibern, darunter Supermärkte. Kostenlosen Internetzugang bieten in der Region die meisten Cafés, Restaurants, Hotels und Pensionen an – allerdings geschützt durch ein Passwort, damit das Netz nur von Gästen benutzt wird. Freie Netze testet auch die Regionale Verkehrsgesellschaft Dahme-Spreewald. Wie Marketingleiter Lutz Strohschein mitteilt, fährt an den Standorten Mittenwalde, Luckau und Lübben je ein Bus mit freiem Wlan. „Das wird im ländlichen Raum besser angenommen“, sagt Strohschein. Denn dort sei die Verweildauer im Bus länger. „Da kommt man mal zum Sitzen und Surfen.“
Ein Regionalpolitiker, dem das Thema öffentlicher Wlan-Ausbau zu langsam geht, ist Dirk Steinhausen (CDU), Kreistagsabgeordneter in Teltow-Fläming. „Man spricht immer von den Infrastrukturvorteilen unserer Region – dazu gehört aber auch die digitale Infrastruktur“, gibt Steinhausen zu bedenken. Der digitale Informationsfluss werde immer dichter, also müsse auch die Technik da sein, sie mit dem Smartphone problemlos abzurufen. Er sieht die noch fehlende Einsicht vieler Kommunen als Hindernis. „Viele Kommunen sind noch in dem Prozess zu verstehen, dass sie offenen Wlan-Zugang brauchen“, sagt Steinhausen. „Wenn diese Einsicht da ist, dann wird sich das nach und nach durchsetzen.“
Davon, dass diese Einsicht bereits da ist, ist Daniel Sebastian Menzel überzeugt. Der Geschäftsführer des Tourismusverbands Fläming beobachtet den digitalen Fortschritt als Marketingfaktor für die Region. „Unser Reisegebiet führt in Brandenburg in Sachen Social Media“, sagt Menzel. Da sei die Infrastruktur wichtig – gerade in den ländlichen Gebieten, in denen das mobile Netz häufig schlechter funktioniere. So können sich Gäste über Apps durch die Region navigieren oder ihre Bilder in die sozialen Kanäle posten. „Im Digitalen liegt unsere Zukunft und die dürfen wir nicht verschlafen“, sagt Menzel. „Ich denke aber, dass das ohnehin schon alle mitbekommen haben und sich jetzt nach und nach auf den Weg machen.“
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung vom 05.10.2017